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2018 in London
Der Text ist frei übersetzt aus der Zusammenfassung von Frau Ana Mingorance, PHD, Chief Development Officer bei Loulou Foundation.
Der Englische Originaltext kann unter folgendem Link abgrufen werden:


Seit vier Jahren hält die Loulou Foundation einen jährlicher Kongress, an welchem eingeladene Forscher und Arzneientwickler mit Familienorganisationen zusammen neueste Erkenntnisse und Strategien diskutieren.

Im Sommer 2017 wurde von den Patientenorganisationen eine Allianz gegründet um koordiniert den Wissenschaftlern Auskunft zu geben, Informationen weiter zu geben und sich von den vielen Ideen der Spendenaktionen inspirieren zu lassen.

Die wichtigste Neuigkeit, welche am Kongress vom Arzneientwickler Ultragenyx verkündet wurde, war eine neue klinische Studie, welche mit dem Epilepsiemedikament Fenfluramin durchgeführt werden soll. Vorherige Studien beim Dravet Syndrom haben sehr gute Ergebnisse erzielt.

Ultragenyx wird die Forschung betreffend einer Gentherapie aufnehmen und hofft, so schnell als möglich, ebenfalls klinische Studien ankündigen zu können.

Für die Interessierten im deutschsprachigen Raum haben wir die englische Zusammenfassung des diesjährigen Kongresses in London übersetzt und möchten hiermit die Neuigkeiten teilen:



Die Entwicklung von neuen Therapien für CDKL5 Patienten hat sich beschleunigt


Ein exemplarisches Beispiel dafür, sagte ein Forscher während seines Vortrages sei, dass er vor vier Jahren nur von 20 Publikationen Kenntnis hatte und nun in einem Raum stehe, in welchem er mit 200 Wissenschaftlern und Arzneientwickler über vier klinische Studien diskutiere.

Dieser Fakt lässt die Spekulation offen, dass in weiteren vier Jahren vielleicht über die ersten symptombezogenen Therapien und deren klinische Studien diskutiert werde. Was soviel heisst, dass eine Enzym Ersatztherapie oder eine Gentherapie bereits auf dem Stand der Entwicklung ist, wie die heute in  klinischen Studien startenden Medikamente.

Diese Entwicklungsgeschwindigkeit ist bei einer seltenen Krankheit wie CDKL5 äusserst bemerkenswert.

Als weiteres Beispiel ist die Geschichte, von der leitenden pharmakologischen Verantwortliche von Marinus zu nennen. Sie erzählte, dass vor einem Jahr CDKL5 bei den Behörden noch nicht als Krankheit anerkannt war und eine korrekte Anmeldung der Studie mit Ganaxolone nicht möglich war.

Nachdem sich die Loulou Foundation und weitere Patientenorganisationen weltweit dafür einsetzten, dass "CDKL5 Deficiency Disorder" auf den Websites mit den wichtigsten Krankheiten und als separate Krankheit gelistet wurde, genehmigte die amerikanische

Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde des Gesundheitsministeriums nicht nur die Gabe, sondern auch die zulassungsrelevante Studie von Marinus. Dieser Prozess dauerte wenige Wochen.



Es gibt ein sehr grosses Interesse der Pharmaindustrie an den Therapien von "CDKL5 Deficiency Disorder"


Im letzten Jahr in Boston nahmen 35 Pharmaunternehmen teil, wobei man davon ausging, dass die Mehrheit aus Neugier und der geografisch guten Lage CDKL5 Luft schnuppern wollten. Am diesjährigen CDKL5 Forum in London nahmen neben Marinus Therapeutics, welche mitten in der Rekrutierung von CDKL5 Patienten für ihre Ganaxolone Studie sind, weitere 22 Unternehmen teil.  Mit dieser Anzahl kann man davon ausgehen, dass sich das Interesse nicht nur auf ein blosses Schnuppern beschränkt. Somit lässt diese Erkenntnis auch hoffen, dass weitere Programme zur Entwicklung von therapeutischen Studien angekündigt werden könnten. Takeda und Ovid Therapeutics wurden am CDKL5 Forum für ihre Forschungsarbeit im Zusammenhang mit "CDKL5 Deficiency Disorder" geehrt.

Folgende klinische Studien wurden angekündigt:

  • Phase 3, Ganaxolone (Marinus Therapeutics):
    An bis zu 40 Orten in den USA und der EU wurden Spitäler/ Ärzte kontaktiert. Es handelt sich um die derzeit einzige Placebo kontrollierte Studie, mit welcher die Registrierung des Medikaments beantragt wurde, um eine Zulassung zur Behandlung der Epilepsie bei "CDKL5 Deficiency Disorder" zu erhalten. Für diese Studie können insgesamt 70 bis 100 Patienten weltweit aufgenommen werden.
  • Phase 2, Ataluren (PTC Therapeutics):
    Eine weitere Placebo kontrollierte, von Forschern der New Yorker Universität am Langone Medical Center initiierte Studie bei CDKL5 Kindern, bei welchen eine Non-Sense-Mutation diagnostiziert wurde. In diese Studie wurden 9 Patienten aufgenommen.
  • Phase 2, OV935[TAK-935] (Ovid Therapeutics in Zusammenarbeit mit Takeda):
    Geplant ist eine Rekrutierung von 15 Patienten, welche an einer Open-Label Studie an mehreren Standorten in den USA teilnehmen.
  • Phase 2, Fenfluramine (Zogenix):
    Geplant ist eine Open-Label Studie mit der New Yorker Universität am Langone Medical Center bei CDKL5 Kindern mit 10 Patienten. Diese Studie wurde am CDKL5 Forum in London angekündigt.



Unternehmen, die erfolgsversprechende Behandlungen entwickeln, treiben diese rasch voran


Amicus hat vor kurzem angekündigt ihre Proteinersatztherapie im Zusammenhang mit einer neuen Gentherapietechnologie bei CDKL5 Patienten zu ergänzen.

Die Idee ist, dass das CDKL5 Protein mittels Virus durch die Blut-Hirn-Schranke gelangt und somit im Hirn wirksam wird.

Am ersten Tag des CDKL5 Forums wurde angekündigt, dass eines der stärksten Unternehmen in Bezug auf seltene Krankheiten als auch ein führendes Unternehmen in der Entwicklung von Gentherapien zusammenarbeiten, um für "CDKL5 Deficiency Disorder" eine Gentherapie zu entwickeln. Es handelt sich dabei um die Unternehmen Ultragenx und RegenXBio.

Die Hoffnung besteht, dass für "CDKL5 Deficiency Disorder" weitere klinische Studien entwickelt werden, denn durch die genaue Nachvollziehbarkeit mit den Ansätzen von Proteinersatz- und Gentherapie ist die Arbeit an dieser Krankheit sehr attraktiv.



Es besteht ein grosses präklinisches Wissen und somit erhöhen sich weitere Möglichkeiten


Aus der Grundlagenforschung mit Tieren und Zellen wurden viele Erkenntnisse gewonnen. Der grosse Durchbruch war, dass in verschiedenen Laboren mit unterschiedlichen Ansätzen Substrate von CDKL5 identifiziert werden konnten. Dies liefert eine solide Grundlage für die Weiterarbeit.

Es wurde entdeckt, dass das Ziel der Schlüsselphosphorylierung die Zytoskelett-bindenden Proteine

sind, welche eine der wichtigsten zellulären Domänen zu sein scheinen, in denen die Kinase wichtig ist.

Die Tatsache, dass es gelungen ist, mehrere Mausmodelle mit einem "CDKL5 Deficiency Disorder" zu generieren, bei welchen das Gen fehlt oder eine Mutation hergestellt werden konnte und das klar definierte Phänotypen produziert werden konnten, hilft in der weiteren Forschung und bei der Entwicklung weiterer präklinischen Studien.

Die Mäuse, bei welchen die Mutationen reproduziert wurden, haben keine spontanen Anfälle. Bei den vier Medikamenten in den klinischen Studien, welche die Bekämpfung der Anfälle als primäre Aufgabe haben, scheint dieser Fakt kein Problem für die pharmazeutische Industrie zu sein.

Man war sich am Forum einig, dass "eine Maus eine Maus ist", aber solange die Mäuse klare neurologische Phänotypen durch eine Mutation am CDKL5 Gen haben, sind sie gute Modelle.

Mit Spannung werden erste Ergebnisse mit weiteren CDKL5 Mäusen erwartet, welche mit einem Experiment "Rescue" erzielt werden sollen.



 Vorbereitungen für weitere klinische Studien sind zu treffen


Während des Forums wurde auch darüber diskutiert, dass neben den klinischen Studien bei "CDKL5 Deficiency Disorder" nicht nur die Reduktion oder Unterdrückung der epileptischen Anfallshäufigkeit im Vordergrund steht, sondern bei zukünftigen klinischen Studien auch die verbesserte Entwicklungsfähigkeit der Patienten mehr Beachtung erhalten soll.

Die Referenten von Ultragenyx und Roche erläuterten den Prozess von Pharmaunternehmen, wie sie mit der Entwicklung neuer klinischer Ergebnisse und der vorwettbewerblichen Kooperation weitere Fortschritte erzielen wollen.

Als Folge dieser Diskussionen plant Loulou Fundation und die US-Amerikanische CDKL5 Patientenorganisation IFCR im Jahr 2019 ein ausserordentliches Treffen mit der amerikanischen Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde des Gesundheitsministeriums, um die Identifizierung neuer bedeutender klinischen Ergebnisse zu verbessern.

Dr. Emil Kakkis von Ultragenyx und der EveryLife Fundation erzählte dem Publikum im Saal in einer emotionalen und inspirierenden Rede seine eigene Geschichte in der Entwicklung von Therapien für seltene Krankheiten, um die anwesenden Vertreter der Pharma Industrie von den Ideen und Erkenntnissen zu überzeugen.

Er forderte die Verwendung von Multi-Domänen-Ergebnisse und Biomarker in klinischen Studien in seltenen Populationen. Er glaubt auch daran, dass das goldene Zeitalter zur Behandlung seltener Krankheiten nun auch "CDKL5 Deficiency Disorder" einen Schub gibt: "Dies sind aufregende Zeiten für seltene Krankheiten und "CDKL5 Deficiency Disorder" steht jetzt im Vordergrund. Zusammenarbeit und Kooperation sind erforderlich, um die bestmöglichen Ergebnisse so schnell wie möglich zu ermitteln. "



Es besteht eine gut organisierte Patientengemeinschaft hinter "CDKL5 Deficiency Disorder"


Die noch junge Dachorganisation "CDKL5 Alliance" mit 15 verschiedenen Patientenorganisationen und Fundationen veröffentlichte während dem CDKL5 Forum ihre Homepage, welche es betroffenen Familien einfacher machen soll, sich über die Fortschritte zu allen Aspekten zu informieren und sich mit anderen Familien zu verbinden.

An einer separaten Sitzung wurden die weiteren Priorisierungen und Ziele definiert und koordiniert. Es geht kurz- und mittelfristig um die Wichtigkeit zur Erfassung von mehr Patienten und die Einrichtung von mehr Kompetenzzentren, um gut vorbereitet und organisiert mehrere klinische Studien durchführen zu können.

Die Teilnehmer des Kongresses in London waren sich einig, dass die Patientenorganisationen und die Loulou Fundation massgeblich am Fortschritt in der Forschung über das "CDKL5 Deficiency Disorder" beteiligt sind. Wichtig war vor allem die Zurverfügungstellung des Startkapitals für viele Forschungslabore, die Schaffung von CDKL5 Kompetenzzentren und die Kontaktaufnahme zu Unternehmen, um sie zu ermutigen in die Forschungsarbeit über "CDKL5 Deficiency Disorder" zu investieren. Die Patientengemeinschaft kann sicher als das Geheimnis hinter dem Erfolg genannt werden und aus den aufgezählten Gründen wurde der "CDKL5 Alliance" der Preis "Champion of progress 2018" für den Aufbau und die Erhaltung der CDKL5 Gemeinschaft überreicht.

Die Patientenorganisationen und die Loulou Fundation haben auch dafür gesorgt, dass die CDKL5 Gemeinschaft breiter gestaltet wurde und Forscher, Ärzte und Arzneientwickler sich mit ihrer Arbeit im Zusammenhang mit dem "CDKL5 Deficiency Disorder" identifizieren konnten.

Dies beweist die Beobachtung, dass sich während des Forums Arzneientwickler mit Forschern und Ärzten als Referenten und Moderatoren abwechselten und in separaten Sitzungen an der Zukunft der CDKL5 Forschung diskutierten. Es wurden keine Unterschiede zwischen Forschern, Ärzten, Arzneientwickler und Patienteneltern gemacht.

Alles in Allem war das ein richtig gutes wissenschaftliches Meeting, mit starker Zusammenarbeit aus allen Bereichen und wo klar wurde, dass "CDKL5 Deficiency Disorder" nun im Zentrum steht, weshalb wir die echte Gelegenheit haben, die Zukunft dieser Krankheit zu ändern.